Ein Weg, einen Zyklus zu heilen, und sich durch Trauma/Bindungsverletzungen hindurch zu arbeiten

Nachdem ich neulich mein Angebot zur Peer-Beratung zu Trauma/Bindungsverletzungen und Selbstheilung für Queers und Frauen* gepostet habe, fühle ich die Zugkraft, in unregelmäßigen Abständen über persönliche Erfahrungen zu schreiben und Gedanken und Gefühle zu queerer Heilung, Verbindung und Politik zu teilen. Ich werde bald auf meiner Webseite posten und dorthin verlinken – wie auch immer, ich bin nicht der talentierteste Mensch mit Technik, also fange ich hier an.
Nimm, was für dich hilfreich ist, lass den Rest einfach hier. Wir alle gehen unterschiedliche Wege und treffen unsere eigenen Entscheidungen. Ich ehre das.

Da es mir im Moment sehr am Herzen liegt, beginne ich mit einem Weg, einen Zyklus zu heilen, und sich durch Trauma/Bindungsverletzungen hindurch zu arbeiten.

Ein Weg, einen Zyklus zu heilen, und sich durch Trauma/Bindungsverletzungen hindurch zu arbeiten | Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zu queerer Heilung, Verbindung und Politik

„Das Leben selbst ist die Einweihung.“ (unbekannt)

„Das wichtigste spirituelle Wachstum findet nicht statt, wenn du meditierst oder auf einer Yogamatte liegst. Es geschieht inmitten eines Konflikts – wenn du frustriert, wütend oder verängstigt bist und dasselbe alte Ding machst, und dann wird dir plötzlich klar, dass du die Wahl hat, es anders zu machen…“ (@lightworkerslounge von @woowooverse)

„Verwechsele den Drang, an einen anderen Ort zu fliehen, nicht mit der Notwendigkeit, dich mit deinem inneren Raum auseinanderzusetzen. (@drrebeccaray)

„Wir leben eine Geschichte, die ihren Ursprung in unserem autonomen Zustand hat, über autonome Pfade vom Körper zum Gehirn geschickt wird, und dann vom Gehirn in Überzeugungen übersetzt wird, die unser tägliches Leben leiten.“ (Deb Dana)

Wenn du anfängst, das hier zu lesen, weißt du höchstwahrscheinlich, was ich mit Zyklus meine. Wenn nicht, stell dir vor immer wieder aus dem Nichts heraus in einer Fehleinstimmung mit deinem geliebten Menschen steckenzubleiben, wenn du eigentlich erwartet hast gesehen, verstanden und bestätigt zu werden und dich zugehörig und verbunden zu fühlen, was zu einem plötzlichen Gefühl der Entfremdung, des Schmerzes und des Überschwemmtwerdens durch intensive Wellen emotionalen Schmerzes führt, dich eine starke Körperreaktion erleben lässt, begleitet von Verwirrung/Gereiztheit, oft Hilflosigkeit, Erregung, und/oder Taubheit oder Dissoziation, und dass du dir selbst eine Geschichte erzählst was geschehen ist, die zu deiner Angst und Verwundung von (frühen) Erinnerungen und Trauma/Bindungsverletzungen passt.

Stell dir zwei Personen und ihre Überlebensmuster im Nervensystem vor, die fantastische Anpassungen an die Erfahrung von Trauma/fortlaufendem Stress sind, die sich gegenseitig aktivieren*, und beide handeln und reagieren unbewusst, getrieben von alten neuronalen Bahnen, in dem Versuch das zu bekommen, was sie brauchten, in der Situation / Konstellation, die an der Wurzel liegt, aber nie erhalten haben.

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*Wie funktioniert ein Trigger? Der Verstand lernt die Welt grundsätzlich anhand von Mustern, die durch eine oder mehrere signifikante Markierungen, sortiert nach dem Kontext, kurzkodiert werden. Das bedeutet, dass er aufhört zu lesen und wahrzunehmen, was wirklich vor sich geht, nachdem er diese Markierungen erfasst hat; alles andere wird einfach automatisch hinzugefügt und interpretiert, basierend auf früheren Erfahrungen. Es ist eine Art selektive Wahrnehmung/starker Fokus. So werden auch unsere Erfahrungen mit unseren ersten Bezugspersonen/Herkunftsfamilie kodiert, und es wird im „Programm“ Liebe/intime Verbindungen aktiviert. Wenn die Verbindung nicht sicher war und eine Verwundung/ein Trauma geschah und noch nicht geheilt ist, reagiert das Nervensystem (Neurozeption – siehe Polyvagale Theorie) in der Gegenwart hochsensibel auf die geringsten Hinweise dieser erlernten Marker/Trigger, um uns vor Gefahr und weiteren Verletzungen zu schützen, initiiert einen vorbewussten Schutzmechanismus, der damals erfolgreich war, wie Flucht (Rückzug, …), Kampf (Angriff, Schuldzuweisung, …), Einfrieren (Betäubung), und unsere Gehirne fügen die passende Geschichte hinzu.
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Im Grunde versuchen beide Systeme, eine heilende Erfahrung zu machen, indem sie ihre tiefen und frühen Kernbedürfnisse befriedigt bekommen und dadurch alte, festgefahrene Energie freisetzen. Es ist wirklich sch***e, dass die automatische, sich selbst schützende Reaktion auf die auslösende Situation in der Gegenwart es normalerweise fast unmöglich macht, die ersehnte Heilungserfahrung zu erhalten, da sie innerhalb von Kampf – Flucht – Fawn/Einfrieren und dem damit verbundenen Zustand des Nervensystems geschieht, so dass es die alte Erfahrung eher bestätigt.

Aber bedeutet das, dass wir uns nur mit anderen verpartnern, weil unsere jeweiligen Systeme nach Heilung streben? Ja und nein. Und das ist für mich wesentlich. Wir haben die Wahl.
Ja, wir suchen uns Menschen für Nähe und Intimität aus, die Züge unserer ersten Betreuenden/Herkunftsfamilie tragen, und deshalb sind sie in der Lage, „unsere Knöpfe zu drücken“ und auf das hinzuweisen, was in uns noch nicht geheilt ist, um eine Chance auf Heilung zu bieten, indem sie das Gegenmittel gegen alte Verletzungen liefern.
Nein, das ist nicht alles. Es mag Hunderte von Menschen geben, die diese Eigenschaften tragen, aber du suchen dir diesen Menschen aus. Abgesehen von diesen Eigenschaften, die sie mit deinen frühen Betreuenden/Herkunftsfamilie als Heilungspotenzial teilen, sind diese Personen wunderschöne, fehlerhafte Wesen, die in dein Leben treten. Es gibt so viel mehr ♥

Von dieser Wirkung enger Verbindungen als einem Raum zu wissen, in dem Menschen intuitiv Heilung zu erfahren suchen, und sich bewusst zu sein, dass alte Wunden sich zeigen und schmerzen werden, bevor die Alchemie geschehen kann und das Heilmittel gemeinsam gefunden werden kann – das sind bewusste Beziehungen, conscious relationships.

Zurück zum Heilungsversuch und zum automatischen Überlebensmechanismus: Als ich mich in der Vergangenheit ausgegrenzt fühlte und sich meine Verlassenheitswunde öffnete und mich bis zum Zusammenbruch aktivierte, weinte und schrie und beschuldigte ich meine Liebste mich auszuschließen, bekam ich mit Sicherheit nicht das, was ich zur Heilung gebraucht hätte – die Gewissheit, dass ich dazugehöre, Wärme und Liebe. Meine geliebte Person fühlte sich (mit allem Recht der Welt) respektlos behandelt, wahrscheinlich ungerecht behandelt und in ihren Bemühungen und ihrem Wesen nicht gesehen. Vielleicht waren diese Gefühle ein Auslöser/Trigger für sie, oder ihr Nervensystem reagierte auf die wahrgenommene Bedrohung durch eine unregulierte = unsichere Person in ihrer Umgebung, oder das Schreien selbst war für sie ein Auslöser, verbunden mit unsicherem Konflikt, oder all das, oder etwas anderes. Am Ende aktiviert das eine das andere, die Kacke ist am Dampfen und beide bewegen sich in einem Kreislauf der Deregulierung des Nervensystems, dem sie Geschichten anfügen, unbewusst vergangene Dynamiken in der Gegenwart nachspielend.

Entweder im Laufe der Zeit, wenn immer wieder derselbe Knopf gedrückt wird, oder innerhalb einer Situation, die einen besonders starken Bruch im Zusammenhang mit der Kernwunde verursacht, „verschwindet“ die geliebte Person dauerhaft und nicht nur in auslösenden Situationen hinter einem Filter der Person(en) der Vergangenheit. Sie „werden“ unsere frühe(n) Bezugsperson(en), und alles, was sie sagen oder tun, wird unbewusst durch diese Linse interpretiert. Ich habe dies erlebt, als ich einen geliebten Menschen durch die Linse meiner Bindungs-Verletzungen der Zugehörigkeit/des Verlassenwerdens in Bezug auf meine Mutter sah. Ich reagierte hypervigilant mit intensiven emotionalen Schmerzen und einmal mit einem massiven Zusammenbruch auf alltägliche Ereignisse in der Gegenwart – auf eine längst verstrichene Vergangenheit. Ja, es ist ein bisschen wie Wirkliches-Leben-Rollenspiel, aber nicht einvernehmlich. Es kann im Kink unglaublich heilsam sein, wenn es einvernehmlich, sorgfältig ausgehandelt, innerhalb klarer Grenzen und so gestaltet ist, dass die Heilungserfahrung stattfinden kann. Allerdings ist dieses „Rollenspiel“ im wirklichen Leben normalerweise nicht einmal bewusst und hat fast keine Chance, gut auszugehen. Wenn beide Queers in einer Verbindung dies miteinander erleben, wird es leicht super chaotisch und festgefahren. Im schlimmsten Fall re-traumatisieren sie sich versehentlich gegenseitig. Für jede kommen ihre Dinge hoch, was zu Tumult im Inneren führt, und die erfahrungsbasierten Lösungsversuche ihrer Systeme lösen sich obendrein auch noch gegenseitig aus. Überhaupt kein Spaß.

Woher weißt du also, ob du getigert bist? Hinweise: Deine Reaktion ist für andere oft überraschend, sie ist leicht „daneben“, sie ist unverhältnismäßig intensiv im Verhältnis zu der Sache (Blick, Wort, Geste, Energieverschiebung, …), die sie ausgelöst hat, und sie verbraucht riesige Mengen an Energie, so dass du auf jeder Ebene erschöpft und ausgelaugt bist.

Für mich läuft die Arbeit, einen Zyklus zu durchbrechen, auf drei Schritte hinaus, die recht einfach zu beschreiben sind und die gleichzeitig eine der schwierigsten Aufgaben der Welt sind, da sie erfordern, über das hinauszugehen, was ich für meine Wahrnehmung hielt, und durch meine Konditionierung hindurch, während ich mich mit hohem Unbehagen und/oder Schmerz auf psychologischer, emotionaler und körperlicher Ebene fühle und loslasse/damit umgehe. Nach meiner Erfahrung ist es Arbeit, und sie erfordert Hingabe, Anstrengung und Ressourcen an Zeit, Energie und Unterstützung.

Aus spiritueller Sicht geht es darum zu verlernen, zu werden, wer ich sein soll, zu heilen, über meine Grenzen hinauszuwachsen, mich auszudehnen und mich zu befreien. Oder wie Schlange sagt: Nichts auf dieser Welt ist zu giftig, um verdaut und transformiert zu werden. Es ist eine Frage des Gegenmittels, der Geduld und im besten Fall der Teamarbeit, ein verwundetes Muster in ein Heilungsmuster zu verwandeln – den Kreis zu schließen und damit zu heilen.

Was für mich funktioniert, ist…

  • Erkennen des Auslösers und des Mechanismus/der Dynamik. Mich selbst fragen: Wann habe ich mich vorher/zum ersten Mal so gefühlt? Die Geschichte identifizieren, die ich anhänge. Tief in mir selbst zu graben und die Verwundung zu finden. Hier liegt der Schlüssel zur Heilung, das Rezept für das Gegenmittel. Frag dich selbst: Worum geht es, und was genau brauche ich, um Linderung zu erhalten? Nimm dies in der Gegenwart mit (siehe Schritt 3)
  • An der Vergangenheit arbeiten, mir selbst Eltern sein, die inneren Teile wieder entdecken, die ich unterwegs aufgegeben habe, ihnen zuhören und sie nähren, Arbeit mit dem inneren Kind leisten, trauern, heilige Wutprozesse, Schreiben, Rituale, … und äußerlich mit meiner Mutter, alte Kommunikationsmuster durchbrechen, meine Wahrheit sagen, meinen Schmerz benennen, Grenzen setzen, …
  • Gleichzeitig an der Gegenwart arbeiten. Lernen, wie ich mich auf die Dinge zubewegen kann, die mich erschüttern, anstatt mich davon zu entfernen. Wenn ich getigert war, akzeptierte ich, dass ich getigert war, kämpfte nicht gegen die Bemühungen meines superempfindlichen Alarmsystems an, mich in Sicherheit zu bringen, ich ließ es einfach sein, ließ es wahr sein (wie es einmal war und wie ein Echo in mir lebt), fragte einfach: Was gibt es noch? Wirklich, das ist die Magie. Was gibt es noch? Es gibt immer noch mehr, und wenn du es noch nicht sehen kannst, musst du noch ein bisschen mehr beobachten. Gleichzeitig aufkommende Körperempfindungen, Emotionen, Gedanken verarbeiten. Mich überfluten lassen. Atmen, mich erden, darauf vertrauen, dass es vorübergeht. Buchstäblich damit sitzen, im Unbehagen. Es gab intensiven Druck, Übererregung/Agitation, der starke Impuls zu rennen/kämpfen/schreien/zusammenzubrechen, weinen, intensiver emotionaler Schmerz, der mein System überflutete, Herzschmerz, Fallen… . Das Festhalten an dem Vertrauen, dass es nichts mit der Person, die ich liebe, zu tun hat, sondern dass die Vergangenheit mir das Hirn vernebelt. Das Festhalten an dem Vertrauen, dass alles mit mir und meinen vergangenen Erfahrungen zu tun hat, der Versuch, die Person, die ich liebe, zu sehen und zu hören, die Konzentration auf alles, was ich noch nicht weiß, die äußersten Ränder meines Erlebens. Was gibt es sonst noch? Und dann begann ich, sie ohne Filter zu sehen, hinter der anderen „Realität“, wunderbar begabt und fehlerhaft, ein facettenreiches Wesen. Ja, es fühlte sich seltsam und irgendwie gespenstisch an, diese Verschiebung. Ich tat es, während ich nur sehr begrenzten Kontakt zu der anderen Person hatte, was es wirklich schwer machte, sie zu sehen. Ich kompensierte dies, indem ich vergangene Situationen wieder aufsuchte und erneut untersuchte, nachforschte: Was gab es sonst noch?
    Ich würde also empfehlen, sich mit deiner Partnerperson gegen den Zyklus und nicht gegeneinander zu verbünden.

    Für mich sind Grenzen Werkzeuge, die mich in meiner Bewegung in der Welt unterstützen, die mir helfen, das empfindliche Gleichgewicht zwischen Stabilisierung/Sicherheit (Erdung, Selbstfürsorge usw.) zu halten und auf Veränderungen hinzuarbeiten. Zu viel Veränderung kann mich aus mir selbst heraus drängen, zu viel Stabilisierung kann mich hinter den Mauern festhalten, die ich zu meinem Schutz errichte.
    Ja, sich mit deiner Partner*in gegen den Zyklus, nicht gegeneinander zu verbünden, wird sich höchstwahrscheinlich kontra-intuitiv anfühlen (ich bevorzuge nach wie vor: kontra-trauma-adaptiv) – sich aufeinander zu zu bewegen, wenn dein Alarmsystem dir sagt, du sollst dich zurückziehen, deine innersten Gefühle und Gedanken teilen, wenn dein Alarmsystem dir sagt, du sollst dich verstecken, daran zu glauben, mit them sicherer zu sein, wenn dein Alarmsystem darauf besteht, dass them nicht sicherer ist. Es fühlt sich riskant und beängstigend an und erfordert Mut und Widerstandsfähigkeit. Vertrau dir selbst und them. Und kommuniziere viel.

    Führt ehrliche und tiefe persönliche Gespräche miteinander über eure Bindungsverletzungen/-traumata, Bindungsstile, Trigger, Mechanismen, Geschichten und Kernverletzungen. Sei in einem andauernden intimen, verletzlichen und radikal ehrlichen Gespräch und teile so viel wie möglich über dich selbst mit, damit die andere Person dein wahres, authentisches, unzensiertes Ich sehen kann. Denk daran: Ein wesentlicher Teil des Traumas besteht oft darin, (Teile von) sich selbst zu verstecken, vor allem vor Menschen die dir nahe sind, um sicherer zu sein. Sei also dein authentischstes Selbst, handele mit Integrität und halte dich nicht zurück, während du dir deiner Wirkungskraft bewusst bist und Hilfe beim Verarbeiten anbietest wenn du die Energie dazu hast, immer im Vertrauen darauf, dass die andere Person sich selbst halten kann und wird, und dass their „negativen Gefühle“ sicherer für dich sind.
    Findet heraus, durch was ihr feststellen könnt, dass eine*r von euch getigert wurde. Findet heraus, was ihr beide auf der Ebene des Nervensystems und auf der Bindungsebene braucht, damit ihr euch sicher(er) miteinander fühlen könnt, wenn eine*r von euch oder beide getigert sind. Sprecht über eure Toleranzfenster. Wenn eine von euch unter anhaltendem Stress leidet, braucht ihr einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen, um sie wieder in ihren normalen Zustand des Nervensystems zu bringen – am besten: sicher und sozial, und Konfliktgespräche könnten zusätzliche Planung erfordern, d.h. zwischen Besprechung und Beruhigung/Annäherung und Pausen pendeln oder Elemente einbauen, durch die sie sich von Natur aus sicher fühlt, z.B. Ampelsystem oder tapping out.
    Wenn ihr könnt, gebt euch gegenseitig das, was ihr herausgefunden habt, was eure jeweilige Kernverletzung (siehe 1) braucht.
    Lerne Selbstberuhigung. Lernt, euch gegenseitig zu beruhigen/zu regulieren. Verhandelt, wie ihr euch gut um euch selbst kümmern könnt, wenn ihr beide getigert wurdet, findet eine Vereinbarung, die sich fürsorglich und sicher genug für euch beide anfühlt, haltet euch daran, erwartet keine Wunder – das braucht Zeit, ihr verkabelt eure Systeme neu, trennt Vergangenheit und Gegenwart, während ihr euch ineinander lehnt und Intimität entwickelt. Heilung in der Beziehung. Magie ♥

    Es ist okay, wenn dieser Weg nicht deiner ist. Ich bin sicher, es gibt andere, ich kenne sie nur nicht, weil ich sie nicht gegangen bin. Du hast immer die Wahl, es ist dein Heilungsweg, und was du für dich selbst willst ist gültig.
    Ich habe mich in der Vergangenheit selbst aus Verbindungen zurückgezogen, weil ich keine Ahnung hatte, was geschah und wie ich damit arbeiten kann, während ich von intensivem emotionalen Schmerz meiner aktivierten Verlassenheitswunde überflutet wurde. Ich folgte meinem Muster in die Sicherheit der Distanz, arbeitete an meiner Wunde, sogar mit einer Therapeut*in – um wieder mit dem gleichen Muster konfrontiert zu werden als ich mich entschied, mich wieder zu verbinden. Ich schätze, ich kann also entscheiden, dass ich im Moment nicht die Kapazität dazu habe, oder dass es nicht die richtige Person ist, mit der ich die Arbeit machen kann – und die Arbeit verschieben. Im Moment neige ich dazu zu glauben, dass tiefe Heilung beides braucht – die Arbeit im Inneren und den Anstoß von außen. Yin und Yang. Bewegung im Stillstand und Stillstand in der Bewegung. Ich denke, ich mache die Arbeit lieber mit jemensch, den ich liebe – es macht es leichter, sie die Wunde berühren zu lassen und den Schmerz bereitwillig zu nehmen.
    Als ich andere beobachtete, sah ich zwei weitere Variationen im Umgang damit: Die Entscheidung, die Arbeit nie zu tun und Verbindungen zu beenden und zu einer anderen Person überzugehen, sobald erste Anzeichen für das Muster auftauchen, oder darauf zu achten, sich nicht auf einer tieferen Ebene zu verbinden, damit die Wunden nicht berührt werden.

    Warum habe ich mich also dafür entschieden, die Arbeit zu tun, anstatt weiterzuziehen, wenn es zu dem Punkt kommt, an dem ein Beziehungsriss auftritt? Ich strebe danach frei zu sein und echte Wahlmöglichkeiten zu haben, was erfordert das zu heilen, was mich belastet. Ich glaube, dass enge Verbindungen jeder Art Gefäße für bewusstes Wachstum sind – jemensch muss meinem Herzen nahe kommen, um meine Knöpfe drücken zu können, die das Ungeheilte in mir offenbaren und mir Zugang dazu verschaffen. Ich glaube, es ist nicht die Frage, ob die Kacke am Dampfen ist, sondern wann. Ich glaube an die Kraft gemeinsam zu heilen und sich gegenseitig in diesem Prozess zu unterstützen und gemeinsam Transformation zu schaffen. Und ich habe ein eigensinniges Herz und möchte diesen Menschen wirklich in meinem Leben spüren.

    Darüber hinaus ist es für mich eine Frage der Politik: Ich glaube fest an die Möglichkeit von tiefen und andauernden queeren Beziehungen.
    Ich nehme auch wahr, dass bei queeren Beziehungen Trauma/Bindungs-Verletzungen und/oder auf Unterdrückung basierender Dauerstress oft auf beiden Seiten einer Verbindung stark ausgeprägt ist, und sich in queeren Polykonstellationen sogar vervielfacht. Wie eine Freundin sagte: Es ist schwierig traumatisiert zu werden, wenn man die Macht, das Privileg und die Ressourcen in einer Gesellschaft besitzt. Wir Queers, insbesondere WLTI, sind alle auf irgendeine Weise marginalisiert, einige von uns auf vielfältige Weise. Das fordert einen Tribut von unseren Nervensystemen, zusätzlich zu Bindungsverletzungen der Kindheit. Es ist leicht, sich ineinander zu verstricken und Disregulationsschleifen zu schaffen. Gewöhnlich ist niemand in einer Verbindung „die gesunde Person“, im Gegensatz zu einer Verbindung mit weißen, straighten cis/cis passing Männern, bei denen man eine hohe Trefferquote für ein reguliertes Nervensystem hat, mit dem man co-regulieren kann, und selten einen hoch belasteten Trigger durch ein komplexes Trauma / anhaltenden Stress von ihrer Seite aus hat.

    In queeren Verbindungen ist oft niemensch „die gesunde Person“, aber beide können „gesund genug“ werden, und oft schöpft niemand aus einer Fülle von Ressourcen.
    Deshalb sind gegenseitige Unterstützung und Fürsorge, das Hineinlehnen ineinander und in die Gemeinschaft wesentlich, damit queere Verbindungen gedeihen können. Die Betonung von Individualismus/Autonomie in der Beziehung, insbesondere in Polyamorie, ist für mich eine kapitalistische Idee, und sie reicht nicht aus, wenn es um kontinuierliche und intime queere Beziehungen geht. Der zusätzliche Druck, es ganz allein zu lösen, nimmt unsere begrenzten individuellen Ressourcen noch mehr in Anspruch. Lasst uns stattdessen zu unserer Stärke als queere Menschen zurückkehren – unsere Ressourcen zusammenschließen und es gemeinsam tun.
    Interdependenz rockt. Es ist in Ordnung, sich gegenseitig zu brauchen.